Montag, 31. März 2014

Dubai

Wir haben neun Stunden Aufenthalt in Dubai; eigentlich fies - aber eine gute Gelegenheit, sich den Stolz der vereinigten arabischen Emirate einmal anzuschauen. Da machen die Leute ja wochenlang und bis unter die Arme begeistert Urlaub. Können wir auch - zwar nur rund sechseinhalb Stunden lang, da wir natürlich zwei Stunden vor Abflug wieder am Flughafen sein müssen, damit wir uns zwei Stunden lang langweiligen können.


Eins vorweg: Noch nie habe ich eine so schnelle und unkomplizierte Einreise erlebt - nach fünf Minuten waren wir "durch", vom "Ob wir überhaupt aus dem Flughafen raus dürfen ?" bis zum Einreisestempel im Pass.
Spitze !

Natürlich wurden wir draußen zuerst von Schleppern angesprochen, die uns mit ihrem Privattaxi in nur zwei Stunden alle Sehenswürdigkeiten Dubais zeigen wollten; ganz in Ruhe - und für nur 100 Euro.
Wir verneinten freundlich, worauf der Schlepper (ein Import aus Indien, übrigens) uns für nur noch 40 Euro bis zum "Burj Khalifa" zu chauffieren unbeabsichtigte. Das war uns zu unschottisch. Und da unser Schlepper dies einsah, bot er uns an, in nur zwei Stunden alle Sehenswürdigkeiten... Diesmal für nur noch 90 Euro. Ein echter Schnapper !
Wir schnappten uns ein Taxi, das uns für umgerechnet 7 Euro, also für nur unwesentlich weniger Geld, bis zum "Burj Khalifa" schipperte. So heißt der Prachtturm, den man in Dubai in gewohntem Understatement auf den Wüstenboden pflanzte; wohl das höchste Bauwerk der Welt.
Recht beeindruckend und eine wahre Herausforderung an den Weitwinkel der Handykameras; schwierig, das Ding komplett auf's Bild zu bekommen.
Rund um das unerhebliche Türmchen türmen sich Geschäfte, natürlich im Stile einer "Mall". Dazu gibt es ein riesiges Schwimmbecken, das in der Karte als "See" eingezeichnet ist - vermutlich wegen seines natürlichen, blau angemalten Betonfundaments.
In der "Mall" fanden wir dann durch und durch exotische Speisen; bei Subway und - man lese und staune - Nordsee. :D
Leider hatten all die feinen Lädchen noch zu, also schnappten wir uns das nächste Taxi und ließen uns zu einem Dubai-typischen Insiderlokal mit einem großen, gelben "M" als Logo befördern. Da aßen wir einen Egg McMuffin, da auch hier die Unsitte grassiert, dass es vor 11 Uhr morgens nur Blödsinn zu essen gibt. Und genau wie bei uns war auch hier der schottische Frühstücksfraß einfach nur ungenießbar.
Dann ab zum Strand, der hier praktischerweise gleich um die Ecke herumliegt.
Tja... Hmmm.... Nun ja... Sieht irgendwie aufgeschüttet aus; malerische Baukräne überall. Eine glatte, flache Sandfläche, die durch und durch langweilig wirkt und auch so ist. Mittendurch zieht sich ein asphaltierter Spazierweg, gleich daneben ein Radweg, den man aber nur mit speziellen "Byky"-Fahrrädern befahren darf, die man rein zufällig gleich hier mieten kann. Andere Vehikel werden laut Warnschild beschlagnahmt. Recht so ! Was da sonst passieren kann !
Wir schauten einer kleinen Gruppe bei ihren Vorbereitungen auf den ersten Tauchgang zu, schauten hinterher, als das Grüppchen bei sengender Hitze schwer bepackt über die künstlich verlangweilte Schüttsandwüste schlurfte. Das war das Interessanteste am ganzen Strand.
Weg da, ehe uns das große Gähnen übermannen konnte.
Wir latschten endlos durch Straßen, an noch wüstenähnlichen Stellen vorbei. An einer Stelle wurde es lebensgefährlich: Ein Warnschild warnte (wer hätte das gedacht) uns vor einer extrem tiefen Ausschachtung. In der Tat: Der Kabelkanal war bestimmt einen ganzen Meter tief ! Gut, dass es das Warnschild gab. Da fühlt man sich wieder wie in Deutschland.
Nach einigen Kilometern zu Fuß gelangten wir wieder in die Nähe Dubai'scher Prachtbauten, die sämtlichen breiten Straßen säumen.
Diese Straßen kann man als Fußgänger übrigens kaum bis gar nicht überqueren, da hohe Mittelstreifenbarrieren den todesmutigen Spurt auf die andere Seite wirkungsvoll verhindern.
Leider... Auf der anderen Straßenseite, gut 50 Meter entfernt, erspähten wir ein "Wendy's", also einen Ableger der bekannte Ami-Schnellfresskette. Mussten wir ausprobieren !
Konnten wir aber nicht. Wir kamen nämlich nicht rüber. Nicht straßenaufwärts, nicht straßenabwärts. Keine Überwege, keine Unterführungen, kein Helikopterservice, wie es sich für Dubai geziemt hätte.
Nix. Nur eine U-Bahn-Station, die man bekanntlich nur mit gültigem Ticket betreten darf.
Wir überlegten, ein Taxi auf die andere Seite zu nehmen. Andere Möglichkeiten gab es einfach nicht.
Und bei der Gelegenheit fiel uns auf, dass der Hamburgerladen schlicht das Einzige war, was uns noch an Dubai interessierte. Alles Sehenswerte hatten wir offenbar bereits gesehen: Das Angebertürmchen, etliche Gebäude, den dämlichen Strand, das Umland - und McDonald's. Uns fiel einfach nichts mehr ein, was wir uns noch hätten anschauen können.
Also zurück zum Flughafen.
Dubai fertig.

Mal ernsthaft: Dubai beeindruckt auf den ersten Blick schon. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt unterschiedlichster Gebäude, allesamt mit eigenem Charakter, aber allesamt miteinander harmonierend. Interessante Farben, ausgefallene Formen. Das schaut man sich gerne an; nach einer halben Stunde aber überrascht nichts mehr.
Etwas außerhalb der Prachtzonen bemerkt man deutlich, dass Dubai komplett auf Sand gebaut ist. Brachflächen erinnern an den ursprünglichen Wüstencharakter. Insbesondere von oben betrachtet wirken fast sämtliche Gebäude, als hätte man sie einfach von oben auf den Sand gepfropft und mit ein paar Straßen rundum garniert. Wie dreidimensionale Mensch-ärgere-Dich-nicht-Püppchen auf dem zweidimensionalen Spielbrett.
Hin und wieder fragt man sich, wer eigentlich in Dubai lebt. Wir sahen deutlich mehr Asiaten als Araber - sehr viele auf den Straßen; in Geschäften dominierte das asiatische Personal ganz eindeutig.
Hätten wir nicht ganz genau gewusst, in Dubai zu sein - wir hätten jeden Eid darauf geleistet, in Asien durch die Gegend zu gähnen.

Alles in allem: Dubai ist weitläufig, protzig und langweilig.
Wir hätten beim besten Willen nicht mehr gewusst, was wir uns noch hätten anschauen sollen. Vielleicht die künstlich angelegten Inselchen mit den tollen Hütten darauf, in denen niemand wohnen möchte. Vielleicht einen Golfplatz, vielleicht eine Tontaubenballeranlage im Moschee-Stil mit Stein-der-Weisen-Effekt: In Dubai gelingt es nämlich bei diesem Sport, Blei durch Zeigefingerkrümmen in Gold zu verwandeln. Zumindest preislich.
Dubai scheint ein Reiseziel für Leute zu sein, die den ganzen Tag in Luxushotels leben und sich Freizeitideen wie Speedboat-Rennen und ähnlichen Allerweltshobbies hingeben möchten.
Allerdings bietet sich die Stadt als Reiseziel speziell für Deutsche an. Denn auch wir müssen sagen: "Alles ganz sauber." :)

Fotos
Ja, ist schon ein langer Lulatsch, der Burj....

Der natürliche See.

Sieht aber ganz nett aus.

Aber hübsch, dass es auch ein wenig Grün gibt.

Nordsee. Ja, Nordsee. :D

Toller Strand, befahren nur mit Byky !

Richtig toller Strand...


Übergang von den Vorsiedlungen zu den Protzmeilen.

Nette Hütten.

3D-Kolosse auf 2D-Sand.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen