Montag, 31. März 2014

Emirates - alles wie gehabt

Früher hieß es, wenn der Name "Emirates" als Fluggesellschaft fiel: Uiiiii !
Schließlich war Emirates vor 10 bis 15 Jahren technologischer Vorreiter der Bordunterhaltung: Am Lagerfeuer und bei anderen konspirativen Treffen hörte man immer wieder von Unglaublichkeiten wie "eigener LCD-Bildschirm pro Passagier", "individuelles Videoprogramm mit Spielfilmen und Serien" - und sogar Anhalten, Fortsetzen, Vor- und Rückspulen war möglich !
Wahnsinn !

Daher klatschte man vergnügt in die Hände, wenn man einen günstigen Emirates-Flug erwischte.

Heute ist der technologische Vorreiter genau das, was er vor 10 bis 15 Jahren war. Und auch genau auf dem Stand der damaligen Zeit.
Heute rauben uns aktuellste Spiele-Highlights wie "Tetris" den Atem. Und "Pong".
USB-Anschlüsse zum Laden beim Flug ? - Nö; viel zu modern. Dafür gibt's eine Bordsteckdose; wenn man nicht gerade einen Platz am Gang erwischt. Da gibt's nämlich keine. Warum auch immer.
Ohne Netzteil geht nix


Dafür lässt sich Emirates eine Menge weitere feine Dinge zur Bespaßung ihrer Passagiere einfallen:
Das Videoprogramm mit dem Anhalten, Vor- und Rückspulen gibt's schließlich immer noch. In Häppchen, allerdings. Nach dem Start geht erst einmal gar nichts in Sachen Unterhaltung. Dann laufen nämlich Werbespots, eine gute halbe Stunde lang. Und damit man nicht durch ungewohnte Dinge erschreckt wird, werden immer wieder dieselben Spots wiederholt. Bis die durch sind, ist's Essig mit der großen Unterhaltungsfreiheit: Zwangswerbung.
Dann beginnt die große Freiheit. Zumindest, bis eine Durchsage des Steuerknüppelbedieners kommt. (Ich sitze übrigens gerade am Gate B29 im Flughafen Dubai; eben bölkt ein Muezzim per Lautsprecher durch die Hallen. Auch eine Art Durchsage.)

Der Flugkapitän hat ständig was zu sagen. Man versteht nur nie, was.
Unser Flug startete von Düsseldorf, die Maschine gerammelt voll mit Deutschen. Daher werden die Durchsagen auch in Arabisch und Englisch gehalten. Genau wie die hochwichtigen Informationsvideos, die einem immer wieder erklären, wie man nach einem saftigen Flugzeugabsturz, den kein Mensch überleben kann, in die an der Schwimmweste baumelnde Trillerpfeife bläst. Das muss der Mensch unbedingt wissen.
Sobald der Kapitän den Stewardösen sagt, dass sie sich hinsetzen oder Kaffee kochen sollen, stoppt jedes Video. Auch dann, wenn er sich irgendetwas anderes in den Bart brabbelt, das man eh nicht versteht. Ob auf Arabisch oder Englisch; lediglich der Ton ändert sich etwas.
Man fühlt sich also wie zuhause, wie beim Unterschichtenfernsehen, das ja auch ständig unterbrochen wird.

Also lässt man's lieber, schaltet den Bildschirm ab, damit man nicht ständig im Rampenlicht steht.
Nützt aber nix.
Denn sobald Käpt'n Kamikaze wieder Verbales absondert, geht das Ding sofort wieder an. Ganz toll, wenn man gerade einzuschlafen versucht.
Schlafen ist nicht ganz einfach: In der Kabine herrscht eine Temperatur von 32 °C. Ja, zweiunddreißig Grad Celsius. Ich hab's mit den Sensoren meines S4 nachgemessen.
Gut, dass an jedem Platz eine warme Decke bereitliegt, die der undankbare Fluggast dreist ignoriert, warum auch immer.

Ich erspähe auf dem zwangseingeschaltetem Bildschirm eine höchst wichtige Information: "Drink lots of water !", heißt es da. Ich soll während des Fluges also viel trinken. Klar, die Luftfeuchtigkeit in der Kabine liegt nämlich bei 10 bis 14 Prozent; richtig gesund, da fühlt man sich wohl.
Die Stewardösen sorgen für den nötigen Flüssigkeitsausgleich: Während eines siebenstündigen Fluges erhalten Passagiere exakt EIN Getränk; 150 ml. Dazwischen gibt's nix.
Für mich schon; ich bestelle gleich vier Dosen auf einmal, ernte ungläubige Blicke aus weit aufgerissenen Augen - für die Unverschämtheit, in 7 Stunden bei 10 % Luftfeuchtigkeit und 32 °C einen halben LIter trinken zu wollen.
Aber man kommt meinem dreisten Wunsch tatsächlich murrend nach; ich erhalte vier Minidöschen, handwarm, versteht sich. Klasse, Emirates ! :D

Das Essen kommt. Nix zu meckern, wirklich gut: Ich bekomme einen (leider recht schmalen) Streifen Lachsfilet mit Reis in Sahnesoße, lecker. Dazu etwas Brokkoli und noch irgendetwas Grünes. Auch gut. Ein Törtchen ist auch dabei, Zitronenirgendwas mit einer Milchcreme; richtig gut ! Dazu noch ein paar Knabbereien mit Streichkäse und einer süßen Chilisoße, die ich mir gekonnt über die Finger kippe. Ich lecke die Finger ab; wer weiß, wann's wieder etwas gibt.
Fertig, halbwegs gesättigt. Jetzt stört nur noch das Tablett, da ich das Tischchen sonst nicht weggeklappt bekomme. Aber die Stewardingsen holen das ja gleich ab.
Nö, tun die nicht.
Nach anderthalb bis zwei Stunden (ja, wirklich) bequemt sich die Frauenschaft, die Tabletts einzusammeln. Respekt.
Also: Zurücklehnen (geht nicht), die Beine ausstrecken (geht nicht), zu schlafen versuchen (geht nicht). Alles ist nett abgedunkelt, romantische Rotlichtbeleuchtung über den Fenstern, ein simulierter Sternenhimmel über dem Gang - vielleicht auch nur Löcher in der Verkleidung; wer weiß das schon. Also: Nickerchen; wenn's denn gehen würde...
Leider bölkt der Fluchkapitän alle paar Minuten durch die Kabine. Bestimmt was richtig Wichtiges. Wenn man's denn verstehen könnte...
Und wenn sich der beknackte Bildschirm dabei nicht ständig einschaltete.

Wir landen, vielmehr: werden gelandet.
Das übliche Rumpeln und Schlingern, die Maschine rollt aus. Keiner klatscht.
Das übliche hektische Aufspringen sämtlicher Passagiere auf einmal; jeder will der Erste sein. Jeder ist dann auch der Erste, der unbeweglich im Gang steht, nicht vorwärts und rückwärts kann, weil alle anderen auch die Ersten waren. Alles steht, nichts bewegt sich. Gefühlte 20 Minuten lang, bis sich die Karawane endlich in Marsch setzt. Laaaangsam, nein: Laaaaaaaaaaangsam.
Wir torkeln die Gangway hinab, ein Bus aus Stuttgart wartet auf uns, natürlich ein "Neoplan". Im Bus erklärt uns eine Frauenstimme auf arabisch und englisch, dass wir nicht direkt am Terminal gelandet sind (Aha !), der Bus dazu dient, uns vom Flugzeug zum Terminal zu bringen (Ach was !?) und dass wir den Bus verlassen sollen, wenn wir am Terminal ankommen (Nein, wirklich ?). Die Fahrt dauert 15 Minuten. Stark; dann sind wir fast wieder in Düsseldorf.

Im Bus fühlt man sich wie in der Mikrowelle, obwohl es richtig angenehm kühl ist - keine 32 °C. Aber die Fenster sind mit einem engmaschigen Gitter verklebt; eben genau wie bei der Mikrowelle. Daher sieht man auch genauso viel wie bei der Mikrowelle; nämlich so gut wie gar nix.
Der Sinn will sich mir einfach nicht erschließen: Bisher dachte ich immer, dass man Busse mit Fenstern ausstattet, damit man hinaussehen kann. Könnte man ja auch, wenn da nicht das Mikrowellengitter wäre.
Aber dafür gibt's bestimmt eine ganz plausible Erklärung, auf die ich lediglich nicht komme.
Allah wird schon wissen, warum. :)

1 Kommentar:

  1. Hab ich gelacht!!! :-) Ich kann es mir so richtig gut vorstellen! Jörn auf Hochtouren! Wünsche euch weiterhin viele Abenteuer! ;-) MfG Samira

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